Das Minidrama „Elternstolz“ wurde heute vom Aktions Theater Kassel als Liveaktion im Schaufenster ihres Ladengeschäftes in der Wolfsschlucht aufgeführt. Das Stück zählt zu Wilfrid Grotes Zyklus „Stücke deutscher Alltagswirklichkeit“, zu dem auch das am 20., 21. und 22.09. jeweils um 20 Uhr in der Wolfschlucht 18a als Video aufgeführte Werk „Schwarze Blüten“ zählt.

Die Tochter (grandios gespielt von Finja Noebel) steht mit versteinertem Blick vor dem gut gedeckten Kaffeetisch mit blütenweißer Tischdecke, ebenso weiß ist ihr Kleid. Das Mädchen hört die Stimmen der Eltern, die Erledigungen von ihr fordern und Dinge hinterfragen. Die Stimmen werden lauter und durchdringender, hallen in ihrem Kopf wider, überschlagen sich, fordern und fragen immer weiter, immer unablässiger. Wut steigt in dem Mädchen auf und steigert sich genau wie die Stimmen, die immer weiter in ihr bohren. Der Zorn steht dem Mädchen geradezu ins Gesicht geschrieben. Sie sucht ein Ventil und lässt ihre Wut am Kaffeegedeck aus, dessen Zerstörung sie erst zaghaft, dann genüsslich Stück für Stück zelebriert, bis nur noch Scherben übrig sind. Unklar bleibt in jedem Fall der seelische Hintergrund. Sind die vermeintlichen Eltern überfürsorglich? Sind sie sogenannte Helikopter-Eltern? Schaden sie dem Kind mit der penetranten Fragerei oder ist sogar etwas vorausgegangen, was die anfängliche Angespanntheit der Tochter erklärt? Das Ventil der Zertrümmerung wirkt wie eine Befreiung für das Kind. Die Angespanntheit und der versteinerte Blick weichen und gehen in fast freudiger und genüsslicher Zerstörungswut auf. Am Ende sitzt das Mädchen mit entspannten Zügen auf dem Tisch und lässt die Beine baumeln. Die Stimmen sind verstummt.

Kategorien: Kultur|Schlagwörter: , , , |

Teilen

Das Minidrama „Elternstolz“ wurde heute vom Aktions Theater Kassel als Liveaktion im Schaufenster ihres Ladengeschäftes in der Wolfsschlucht aufgeführt. Das Stück zählt zu Wilfrid Grotes Zyklus „Stücke deutscher Alltagswirklichkeit“, zu dem auch das am 20., 21. und 22.09. jeweils um 20 Uhr in der Wolfschlucht 18a als Video aufgeführte Werk „Schwarze Blüten“ zählt.

Die Tochter (grandios gespielt von Finja Noebel) steht mit versteinertem Blick vor dem gut gedeckten Kaffeetisch mit blütenweißer Tischdecke, ebenso weiß ist ihr Kleid. Das Mädchen hört die Stimmen der Eltern, die Erledigungen von ihr fordern und Dinge hinterfragen. Die Stimmen werden lauter und durchdringender, hallen in ihrem Kopf wider, überschlagen sich, fordern und fragen immer weiter, immer unablässiger. Wut steigt in dem Mädchen auf und steigert sich genau wie die Stimmen, die immer weiter in ihr bohren. Der Zorn steht dem Mädchen geradezu ins Gesicht geschrieben. Sie sucht ein Ventil und lässt ihre Wut am Kaffeegedeck aus, dessen Zerstörung sie erst zaghaft, dann genüsslich Stück für Stück zelebriert, bis nur noch Scherben übrig sind. Unklar bleibt in jedem Fall der seelische Hintergrund. Sind die vermeintlichen Eltern überfürsorglich? Sind sie sogenannte Helikopter-Eltern? Schaden sie dem Kind mit der penetranten Fragerei oder ist sogar etwas vorausgegangen, was die anfängliche Angespanntheit der Tochter erklärt? Das Ventil der Zertrümmerung wirkt wie eine Befreiung für das Kind. Die Angespanntheit und der versteinerte Blick weichen und gehen in fast freudiger und genüsslicher Zerstörungswut auf. Am Ende sitzt das Mädchen mit entspannten Zügen auf dem Tisch und lässt die Beine baumeln. Die Stimmen sind verstummt.

Teilen

Kommentar hinterlassen