Im Rahmen des Galeriefestes werden einige Führungen angeboten, bei denen man seine Eindrücke vertiefen oder neue Erkenntnisse über Kunstwerke und die Beweggründe der Künstler erfahren kann.

Kunst ist universell. Kunst weckt Begeisterung, aber sie kann auch aufrütteln und Themen behandeln, vor denen man sich häufig verschließt. Kunst berührt auf vielfältige Art. Ich lasse mich darauf ein und betrachte im Modehaus Sinn starke und farbenfrohe Gemälde des Ateliers Farbentänzer und der Baunataler Diakonie Kassel, gehe weiter und gerate in blattloses Gehölz, abgebildet auf großen, von der Decke hängenden Bannern. Daneben ein weiteres Bild aus dem Gesamtwerk „Die Natur stört ja nie“ von Anja Vogel, das einen Wald so darstellen soll, wie er durch den Klimawandel in knapp einhundert Jahren aussehen könnte. „Unerwartet üppig“, denke ich mir. Trotzdem beschleicht mich zwischen Vogelgezwitscher und Plastikpflanzen ein bedrückendes Gefühl. Der gut einstündige Rundgang wird geleitet von Lis Nachtigal, die bereits zur documenta durch die Ausstellungen führte. Wir gehen weiter zur Grimmwelt. Doch zuvor lasse ich mich noch von einem Bild des Fotokünstlers Huizi Yao verwirren, das im Schaufenster des Modehauses hängt. Drei Beine zeigt das Werk, wobei das dritte einfach nicht passt und einen verdrehten Eindruck macht.

Ein bedrohlich wirkendes Animationsvideo von Husein Bastouni wird im Untergeschoss der Grimmwelt gezeigt. Es behandelt Terror, Flucht, Überlebenkampf und die Beeinflussung des Inneren durch äußere Umstände. „Dieser Mensch will nur dieses eine Leben leben und etwas erreichen, aber dieses Leben ist nicht einfach und wird seine Grenzen durch harte Zeiten wie Krieg, Armut und Leid testen. Dennoch will dieser Mensch für ein besseres Leben kämpfen, egal was passiert“, schreibt der in Syrien geborene Künstler über seinen Kurzfilm „Go to hell für heavens sake“. Gleich daneben werden farbig lackierte Gehölze ausgestellt. Aber das eigentliche Kunstwerk, das hier im Fokus des Galeriefestes gezeigt wird, befindet sich direkt davor, in Form eines Aufstellschildes. Wo man nun eigentlich die Warnung über einen frisch gereinigten Boden erwartet, schreibt Künstler Cem A: „MAYBE THE REAL ART IS THE FRIEND WE MADE ALONG THE WAY“ – (Vielleicht ist die wahre Kunst der Freund, den wir unterwegs gefunden haben). Gleiches Schild findet man auch im Vorraum der Toiletten. Der Künstler greift damit an völlig unerwarteten Orten in die Dauerausstellung der Grimmwelt ein. Ausgangspunkt der Installation sei die documenta 15, schreibt Cem A. Er betont die Nachwirkungen der Ausstellung und die anhaltende Präsenz der Künstlerinnen und Künstler in Kassel.

Im Museum für Sepulkralkultur zeigt Johanna Brummack das 15-minütiges Video „Tangible Intangible“, das sich mit starken Bildern auf drei Screens einem schwierigen Thema widmet. Es geht um traumatische Verletzungen, um posttraumatische Belastungsstörung, um die Auswirkungen und die Wahrnehmung von Körper, Raum und Zeit. Die Künstlerin interviewt Menschen mit Traumaerfahrung, unter anderem auch ihre Mutter, die als Traumatherapeutin tätig ist. Diese arbeitet mit Touch Trains, einer nonverbalen Therapiemethode, die die Möglichkeit bietet, über die eigene Bewegung und die Arbeit mit Tonerde zu einer Stabilisierung und inneren Stärke zu gelangen. Teil der Installation sind auch die im Raum ausgelegten Sitzkissen, auf denen einzelne Videosequenzen dargestellt sind, um die visuelle Sprache des Films in den dreidimensionalen Raum zu übertragen.

Informationen zum Galeriefest sowie zum Programmablauf: www.galeriefest-kassel.de

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Im Rahmen des Galeriefestes werden einige Führungen angeboten, bei denen man seine Eindrücke vertiefen oder neue Erkenntnisse über Kunstwerke und die Beweggründe der Künstler erfahren kann.

Kunst ist universell. Kunst weckt Begeisterung, aber sie kann auch aufrütteln und Themen behandeln, vor denen man sich häufig verschließt. Kunst berührt auf vielfältige Art. Ich lasse mich darauf ein und betrachte im Modehaus Sinn starke und farbenfrohe Gemälde des Ateliers Farbentänzer und der Baunataler Diakonie Kassel, gehe weiter und gerate in blattloses Gehölz, abgebildet auf großen, von der Decke hängenden Bannern. Daneben ein weiteres Bild aus dem Gesamtwerk „Die Natur stört ja nie“ von Anja Vogel, das einen Wald so darstellen soll, wie er durch den Klimawandel in knapp einhundert Jahren aussehen könnte. „Unerwartet üppig“, denke ich mir. Trotzdem beschleicht mich zwischen Vogelgezwitscher und Plastikpflanzen ein bedrückendes Gefühl. Der gut einstündige Rundgang wird geleitet von Lis Nachtigal, die bereits zur documenta durch die Ausstellungen führte. Wir gehen weiter zur Grimmwelt. Doch zuvor lasse ich mich noch von einem Bild des Fotokünstlers Huizi Yao verwirren, das im Schaufenster des Modehauses hängt. Drei Beine zeigt das Werk, wobei das dritte einfach nicht passt und einen verdrehten Eindruck macht.

Ein bedrohlich wirkendes Animationsvideo von Husein Bastouni wird im Untergeschoss der Grimmwelt gezeigt. Es behandelt Terror, Flucht, Überlebenkampf und die Beeinflussung des Inneren durch äußere Umstände. „Dieser Mensch will nur dieses eine Leben leben und etwas erreichen, aber dieses Leben ist nicht einfach und wird seine Grenzen durch harte Zeiten wie Krieg, Armut und Leid testen. Dennoch will dieser Mensch für ein besseres Leben kämpfen, egal was passiert“, schreibt der in Syrien geborene Künstler über seinen Kurzfilm „Go to hell für heavens sake“. Gleich daneben werden farbig lackierte Gehölze ausgestellt. Aber das eigentliche Kunstwerk, das hier im Fokus des Galeriefestes gezeigt wird, befindet sich direkt davor, in Form eines Aufstellschildes. Wo man nun eigentlich die Warnung über einen frisch gereinigten Boden erwartet, schreibt Künstler Cem A: „MAYBE THE REAL ART IS THE FRIEND WE MADE ALONG THE WAY“ – (Vielleicht ist die wahre Kunst der Freund, den wir unterwegs gefunden haben). Gleiches Schild findet man auch im Vorraum der Toiletten. Der Künstler greift damit an völlig unerwarteten Orten in die Dauerausstellung der Grimmwelt ein. Ausgangspunkt der Installation sei die documenta 15, schreibt Cem A. Er betont die Nachwirkungen der Ausstellung und die anhaltende Präsenz der Künstlerinnen und Künstler in Kassel.

Im Museum für Sepulkralkultur zeigt Johanna Brummack das 15-minütiges Video „Tangible Intangible“, das sich mit starken Bildern auf drei Screens einem schwierigen Thema widmet. Es geht um traumatische Verletzungen, um posttraumatische Belastungsstörung, um die Auswirkungen und die Wahrnehmung von Körper, Raum und Zeit. Die Künstlerin interviewt Menschen mit Traumaerfahrung, unter anderem auch ihre Mutter, die als Traumatherapeutin tätig ist. Diese arbeitet mit Touch Trains, einer nonverbalen Therapiemethode, die die Möglichkeit bietet, über die eigene Bewegung und die Arbeit mit Tonerde zu einer Stabilisierung und inneren Stärke zu gelangen. Teil der Installation sind auch die im Raum ausgelegten Sitzkissen, auf denen einzelne Videosequenzen dargestellt sind, um die visuelle Sprache des Films in den dreidimensionalen Raum zu übertragen.

Informationen zum Galeriefest sowie zum Programmablauf: www.galeriefest-kassel.de

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